Der kulturelle Schwerpunkt am FEG

„Je höher die Kultur, desto reicher die Sprache.“

Anton Pawlowitsch Tschechow

Kultur als „künstlerische Sprache“

Sprache und Kultur hängen seit alters her zusammen, bedingen und beeinflussen sich gegenseitig. So stellt es in der Geschichte unserer Schule eine folgerichtige Entwicklung dar, das sprachliche Profil vor einigen Jahren um den kulturellen Schwerpunkt zu bereichern. Seitdem arbeiten wir daran, im Schulleben Raum und Zeit für Kultur zu schaffen, um Kreativität ausleben und weiterentwickeln zu können. Denn diese künstlerischen Erfahrungen stellen einen wichtigen Beitrag zur individuellen Identitätsbildung dar und stärken neben der Fähigkeit, sich mit Fremdem auseinandersetzen zu können, außerdem das Gemeinschaftsgefühl. Durch die Erfahrung von kulturellen Erlebnissen und Erkenntnissen kann sich eine gewisse Haltung entwickeln, die z.B. von Offenheit, Verantwortungsbewusstsein, spielerischem Umgang und Kreativität geprägt ist. Es geht darum, für das, was uns bewegt, eine künstlerische Sprache zu finden.

Kulturarbeit am FEG

Dabei stützt sich unsere Kulturarbeit am FEG auf verschiedene Säulen: Neben kulturellen Methoden, ästhetischem Lernen und Begegnung mit Kultur im Unterricht–vor allem in den sprachlich-künstlerischen Fächern–gehören vieleAGs und Ensembleszum Schulleben,welche ihre Ergebnisse auch in Aufführungen präsentieren. Zudem bietet unsere Schule auch immer wieder Aufführungen von externen Künstler*innen an und sieht sich selbst durch verschiedene Kooperationen als Teil der Bildungslandschaft Bonn.

Kultur im Unterricht

Neben der Begegnung mit verschiedenen Kulturen in den Fremdsprachen gibt es am FEG einige Fächer, die sich vertieft künstlerisch beschäftigen. So werden im Kunstunterricht die Grundlagen für eine vielfältig einsetzbare Bildkompetenz gelegt. Bilder lesen zu lernen, um mit ihnen verantwortungsvoll umzugehen, Bilder und Objekte herzustellen, um die eigene handwerkliche Kompetenz zu erweitern und Freude am Umgang mit künstlerischen Produkten schult Kreativität und Ausdruck. Die Ergebnisse des Kunstunterrichtes spiegeln sich in Ausstellungen in den Fluren und im PZ. Die Qualität der künstlerischen Arbeit wurde mehrfach mit Schüler*innen- und Jugendkunstpreisen bedacht.

Besonders am FEG ist der alljährliche Leistungskurs, der seine Ergebnisse im Frühjahr in einer Vernissage präsentiert. Der Projektkurs denkmal aktiv spiegelt die Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und fördert Wahrnehmung und Verständnis für das bauliche Umfeld der Umgebung.

Im Musikunterricht ist es ein zentrales Anliegen, verbindliche Inhalte wie Elementarkenntnisse der Musiktheorie und Einblick in verschiedene Epochen bzw. in Verbindung mit musikpraktischen Einheiten zu vermitteln, so dass der Musikpraxis eine bedeutende Rolle zukommt. Eine gute Möglichkeit bieten hierbei die im Musikraum fest installierten Digitalpianos, die regelmäßig im Unterricht eingesetzt werden. Ein weiterer wichtiger Baustein unseres handlungsorientierten Musikunterrichts ist das Singen, das auch in unseren verschiedenen ChorAGs fortgeführt wird. Ziel des Unterrichts ist es, sowohl musikerfahrene als auch weniger musikerfahrene Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Musik zu fördern.

In der Oberstufe kommen dann mit den Literaturkursen entweder Medien oderTheater noch weitere Fächer hinzu. Auch Projektkurse können dann gewählt werden. So geht es im Literaturkurs Medien um Kurzfilme: Kurzfilmkunde, Schauspieltraining, Filmschnitt, Testszenen. Die Schüler*innen erproben dort die Wirkungen von Einstellungsgrößen, Kameraperspektiven und Kamerabewegungen, Filmschnitten und Montagen, Farbgestaltung und Effekten und noch vielen Dingen mehr in selbstgedrehten Filmszenen, beantworten W-Fragen mit der 5-Shot-Technik, erkunden den Kuleshoveffekt, schneiden und montieren Filmszenen im Computerraum und diskutieren die Wirkung der Werke als Zuschauer. Am Ende stehen interessante Kurzfilme, die im FEG und auch bei Festivals (z.B. dem Bonner Jugendfilmfestival) vorgeführt werden. Außerdem werden wichtige Schulereignisse dokumentiert, um sie der Schulöffentlichkeit zu zeigen, wie z.B. den Besuch des französischen Premierministers am FEG im Januar 2019.

Im Literaturkurs Theater beschäftigen die Schüler*innen sich theoretisch und praktisch mit dem Medium Theater, d.h. zum einen besuchen sie verschiedene Inszenierungen und erleben Theater als symbolischen Raum, zum anderen erwerben sie durch eigene Spielpraxis und Projekte die Grundlagen des Darstellen. Außerdem besteht die Möglichkeit, als Vertiefung den Projektkurs Theater zu wählen. Dort wird ein Jahr lang an einem Theaterprojekt gearbeitet: selbst ein Stück geschrieben (z.B.„Supernova–Und wofür brennst du?“), eine Textvorlage umgesetzt (z.B. Eine Odyssee“ von Ad de Bont) oder auch literarische Stoffe in die eigene Lebenswirklichkeit adaptiert (z. B. frei nach Hermann Hesse „Unterm Rad“). Das Ergebnis wird dann zunächst im PZ aufgeführt. Durch die Teilnahme an Wettbewerben konnten in der Vergangenheit auch andere Spielorte erobert werden (z.B. das Junge Theater Bonn, die Brotfabrik oder auch das Pantheon) und im Rahmen des Bonner Schultheaterfestivals wurden einige erste Preise und sogar der Bonner Kobold gewonnen.

Kulturpaket

Damit jedes Kind bei uns Zugang zu kulturellen Veranstaltungen erhält, haben wir am FEG ein Kulturpaket geschnürt, welches den Besuch von Ausstellung, Lesung, Theater, Kino, Konzert, Oper im Laufe der Sekundarstufe I und II im Lehrplan der verschiedenen sprachlich-künstlerischen Fächer verankert. Somit haben kulturelle Ausflüge in die Bildungslandschaft Bonn einen festen Platz im Unterricht und tragen zur Öffnung von Schule nach außen bei. So gehen die Lernenden z.B. ins Theater: Die Schule besucht–abhängig von den Altersstufen–Theateraufführungen im Theater Marabu, im Jungen TheaterBonn (JTB) und im Schauspiel Bonn.

Einige unserer Schüler*innen sind dort auch Mitglied in den jeweiligen Jugendclubs bzw. im JTB-Ensemble und selbst dort auf den Bühnen zu sehen. Durch die Vernetzung mit den jeweiligen Theaterpädagog*innen können häufig zusätzlich zu den Theater besuchen auch begleitende Workshops angeboten werden. Eine besondere Form der Kooperation stellt das Programm der Portalstarter mit dem Schauspiel Bonn dar. Unsere fünften Klassen werden in den nächsten drei Jahren in Schauspiel, Oper und Konzert gehen und begleitend Führungen und spielerische Workshops erleben können.

Auch fremdsprachliche Stücke stehen im FEG auf dem Programm. So gehört das jährliche Gastspiel des White Horse Theatre zum festen Kulturangebot im englischsprachigen Bereich. Das Ensemble aus jungen Schauspieler*innen präsentiert ein Jugendstück für dieJahrgänge 5 und 6 (z.B.„Robin Hood“) und eine Shakespeare-Adaption für die Jahrgänge der Qualifikationsphase. Durch die entsprechende Vor-und Nachbereitung im Unterricht wird die sprachliche Herausforderung gelassen gemeistert.

Auch die Ausflüge ins Kino sind immer sehr beliebt. Das FEG nimmt jedes Schuljahr im Rahmen der landeskundlich-kulturellen Bildung mit einigen Klassen (z.B. Jahrgang 9) an derCiné fête teil. Das Filmfestival, das deutschsprachigen Schulklassen jährlich aktuelle frankophone Jugendfilme präsentiert, wird vom Institut Français und der AG Kino-Gilde e.V.organisiert. Außerdem gehen verschiedene Spanischkurse zu den Filmvorführungen derCinescuela, welche die aktuelle Jugendfilmlandschaft Spaniens zeigen.

Die Nähe zum Bonner Kunstmuseum ermöglicht häufige Exkursionen für die Kunstkurse. Außerdem bereichert die Zusammenarbeit mit derHorst Rave Stiftung und auch mit weiteren Bonner Künstler*innen (z.B. Petra Siering oder Christoph Dahlhausen) den künstlerischen Austausch.

Durch die Tradition des FEG ist auch die Kooperation mit dem Institut Français von besonderer Bedeutung. Das Institut bietet uns im Rahmen unseres Curriculums und unserer Wünsche eine differenzierte Zusammenarbeit an: Zahlreiche Workshops wurden dadurch bereits möglich. So z.B. ein Workshop mit der Karambolage-Journalistin von Arte im GSI,eine von Mittelstufen-Schülern geleitete Podiumsdiskussion über die Zukunft der deutsch-französischen Freundschaft, eine geführte Führung im Adenauer-Haus mit bilingualen Workshop usw. Hingegen ist die fruchtbare Partnerschaft mit derCocoon Dance Companynoch ganz frisch und besteht erst seit dem letzten Schuljahr, in dem aber–trotz der schwierigen Corona-Bedingungen–schon sehr produktive Workshops stattgefunden haben.AGs/ Ensembles

Neben den verpflichtenden Unterrichtsangebot gibt es bei uns am FEG auch die Möglichkeit, sich zusätzlich in Arbeitsgemeinschaften oder musikalischen Ensembles zu engagieren. So gibt es im künstlerischen Bereich z.B. die Offene Werkstatt Kunst für alle in derMittagspause als Angebot, in den Kellerräumen selbstständig zu malen, zeichnen, basteln und werken, oder die Kunst AG für die sechsten Klassen. In der Graphik-Design AG werden die Plakate, Logos und Flyer für den Schulalltag und besondere Anlässe gestaltet. Musik bestimmt unser Schulleben sehr und gibt es im AG-Bereich in unterschiedlichen Ausprägungen: Die Keyboard AG wurde ins Leben gerufen, um denjenigen, die von Haus aus kein Instrument spielen, eine Möglichkeit zu geben, auf einfachem Wege Lust am Musizieren zu gewinnen und auch Notensystem und Harmonielehre im wahrsten Sinne der Worte spielend kennenzulernen und zu begreifen. Insofern ist die Keyboard-AG ein außergewöhnliches Angebot zum Musizieren für Nicht-Musiker.

Gesungen wird in verschiedenen Chören. Der Unterstufenchor Firevoices besteht aus ca. 45 Schüler*innen der Klassen 5 und 6 und probt einmal wöchentlich. Dabei singen die Schüler*innen ganz unterschiedliche Lieder von bekannten Volksweisen bis hin zu aktuellen Popsongs und wollen damit die Freude am gemeinsamen Singen ausdrücken. Ebenfalls wöchentlich probt der Mittelstufenchor der Jahrgänge 7 bis 9, in dem mehrstimmige Pop-und Musicalarrangements und auch einfachere klassische Sätze einstudiert werden. Der , in dem Schüler*innender Oberstufe (Jungen bereits ab der Mittelstufe nach dem Stimmbruch) und Lehrer*innen gemeinsam singen, trifft sich einmal wöchentlich zur gemeinsamen Probe. Es werden ganz verschiedene Stücke von kurzen fröhlichen Lieder der Renaissance über Musicals bis zu Chorarrangements bekannter Popmusik gesungen, wobei auch die Sprachenvielfalt unserer Schule repräsentiert wird. Höhepunkt des Schuljahres ist das Chorprobenwochenende, auf dem intensiv geprobt und gleichzeitig die Chorgemeinschaft gestärkt wird. Alle drei Chöre treten regelmäßig beim Adventskonzert, Sommerkonzert, feierlichen Schulanlässen und anderen Veranstaltungen wie „Bühne frei“beim Beethovenfest auf. Ebenso wie das Phönix-Orchester, unser klassisches Orchester für fortgeschrittene Schüler*innen oder die Schulband. DieTheater-AG Pustebühne probt und arbeitet ein Jahr lang an einem Theaterstück, was dann im PZ vor Publikum aufgeführt wird. Und die neu gegründete Kultur-AG kümmert sich darum, wie man am FEG kulturelle Veranstaltungen mit einem überzeugenden Projektmanagement organisiert: Das reicht von der Auswahl der Künstler*innen über die Werbung bis hin zur Durchführung der Veranstaltungen und der entsprechenden Nachbereitung und Dokumentation.

FEG als Forum

Denn das FEG bietet sowohl den eigenen Schüler*innen bei den Konzerten,Theateraufführungen, dem Lesewettbewerb usw. eine Bühne als auch erfahrenen Künstler*innen. So lesen z.B. im Rahmen von Käpt’n Book renommierte Jugendbuchautor*innen im FEG. Oder das Whitehorse Theatre präsentiert seine Stücke. Ein jährliches Highlight stellt unser Kulturabend dar, der immer von der aktuellen Q2organisiert wird. Im Rahmen eines Castings wählen sie Talente aus unserer Schülerschaft aus, die ihre verschiedensten Talente (z.B. Tanz, Gesang, Schauspiel, Zauberei) dann an zwei Abenden in unserem dicht gefüllten PZ präsentieren.

UnserLiteraturcafé ist eine Abendveranstaltung, die der Schulgemeinde schon wunderbare Erlebnisse beschert hat. So sind z.B. schon der Kabarettist Christian Ehring aus der Heute-Show und von Extra Drei oder die gefeierte Autorin und Buchkritikerin Elke Heidenreich oder der Poetry Slammer Bas Böttcher bei uns aufgetreten. Sie zeigten ihre Kunstform und boten im Anschluss die Möglichkeit für Fragen und einen gemeinsamen Austausch. DieseAustauschmöglichkeit mit Künstler*innen ist uns wichtig, um Schüler*innen auch dieses Arbeitsfeld mit allen Vor-und Nachteilen vorzustellen. Deswegen ist auch das Kennenlernen künstlerischer Berufe in Zusammenarbeit mit der Studien-undBerufsorientierung (STUBO) Teil unserer Arbeit am FEG.

Jahresthema

Um die vielfältigen kulturellen Aktivitäten an unserer Schule zu bündeln, gab es in den vergangenen Schuljahren ein Jahresthema, unter dem fächerverbindende Unterrichtsreihen und Projekte aufgesetzt wurden. wie z.B. „Heimat”, „Chaos und Ordnung”, „Utopie”. Den Auftakt machte das Schuljahresmotto„Heimat” im ersten Jahr unserer kulturellen Schwerpunktsetzung am FEG. Hier wurde im Kunstunterricht Puppentheater mit selbsterschaffenen Handpuppen aus aller Welt Märchen aus den Herkunftsländern der Klasse aufgeführt und u.a. ein Schulfest mit Ausstellungen zum Thema begleitet. Verloreneund neue Heimaten thematisierte die vom Literatur-und Projektkurs Theater aufgeführte „Odyssee“ während eines sogenannten Kulturmarathons, eines Abends, an dem es um schicksalhafte Bewegungen nicht nur von Odysseus und den Griechen ging, sondern auch um Bauten in Bonn, die für Zugezogene und der alten Heimat vertriebene ein neues Zuhause boten.

Utopie

Das Schuljahresthema 20/21 stellte eine Chance für einen den Blick weitenden Diskurs dar – sowohl in der Schülerschaft, als auch für Kolleg*innen. Dem Thema „Utopie“ im Jubiläumsjahr wurde damit auch ein programmatischer Charakter zuteil: Was wäre, wenn wir in ein paar Jahren eine vor Kunst und Kultur, vor Musik und Gesang, vor Sprach-undSprechkultur bebende, kulturell lebendige Schule hätten, in der in noch mehr Fächern ästhetisch-kreative Methoden Einzug hielten oder noch verstärkter angewandt würden? Wenn wir Räume hätten, die uns ästhetisch inspirieren und uns Gelegenheit geben, uns künstlerisch zu verwirklichen? Wenn die Möglichkeit bestünde, aus dem engen und vorgegebenen Zeitraster zeitweise auszubrechen und verstärkt projektartig zu arbeiten?

Was wäre, wenn es für uns am FEG ganz selbstverständlich wäre, dass der künstlerische Ausdruck eine unserer vielen Sprachen ist, die wir verwenden können, für das, was unsbewegt?

Probieren wir es doch zusammen aus! Wir sind auf dem besten Wege …

Das Kulturteam

Die Autorinnen, stets engagiert für die Kulturarbeit am FEG:

Christine Raschke und
Michaela Egbers